Kultur - historischer Überblick

Historischer Rückblick von Dr. Josef Innerhofer

Gemeinde Sand in Taufers

Die Geburtsstunde der Großgemeinde Sand in Taufers schlug am 18. Mai 1926 unter der offiziellen Bezeichnung "Campo Tures" und mit dem faschistischen Amtbürgermeister Podestá Zanardi. Damit hatte eine jahrhundertlange Tradition kommunaler Selbstverwaltung aufgehört.

Vor der Schaffung der Großgemeinde waren nämlich auf dem gleichen Gebiet acht Kleingemeinden:

  • Sand
  • Drittelsand
  • Ahornach
  • Rein
  • Kematen
  • Mühlen
  • Mühlwald
  • Lappach

Die beiden letztgenannten wurden aber schon bald von "Campo Tures" abgetrennt und bildeten fortan eine eigene Gemeinde. Unter Österreich hatte jedes Dorf eine eigene Gemeindeverwaltung. Die kleinen Ortschaften wurden von einem Vorsteher und zwei Räten verwaltet. Es gab kein Gemeindehaus. Die wenigen Schreibarbeiten besorgte der Vorsteher selbst oder ein freiwilliger Gehilfe. Zur Aufbewahrung der Gemeindeunterlagen genügte ein „Trühele“ beim Vorsteher zu Hause.

Der Gemeinderat von Sand war am 12. April 1924 wegen seiner antiitalienischen Einstellung aufgelöst und der langjährige Vorsteher (seit 1890), Josef Jungmann, Bruggenmüller, all seiner Ämter enthoben worden. An seine Stelle trat zunächst der Brunecker G. B. Trappmann als königlicher Kommissär, der aber bald dem Italiener Ruggero de Villas weichen musste. Die neue Großgemeinde wurde von faschistischen Podestá verwaltet.

Erst nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Herbst 1943 wurde ein Einheimischer kommissarischer Bürgermeister, nämlich der Apotheker Mag. Anton Liensberger, und dabei blieb es mit einer Ausnahme im Mai 1945. Doch gab es die ersten Nachkriegsjahre einen ständigen Wechsel kommissarischer Bürgermeister.

Im Juni 1945 stellte sich Dr. Albuin Forer, Professor am Vinzentinum, dieser Aufgabe. Ihm folgte aber schon nach wenigen Wochen der Grießmairbauer aus Mühlen, Josef Knapp, und im September der Metzger Benjamin Auer, Luckner in Sand. Von Juli 1947 bis Dezember 1948 stand wieder Dr. Forer an der Spitze der Gemeinde, der nach seiner Wahl zum Landtagsabgeordneten dem Kaufmann Franz Steger, Uile in Sand, Platz machte. Unter dessen Verwaltung begann sich in der Gemeinde erstmals wieder etwas zu rühren. Sand erhielt eine Kanalisierung und neue Beleuchtung, Wege wurden gepflastert, die Strasse nach Bruneck asphaltiert und zum Teil neu trassiert.

Nach den ersten Gemeinderatswahlen 1952 erhielt Sand in Taufers im Ing. Josef Oberhollenzer erstmals einen ordentlichen Bürgermeister, der aber fünf Jahre später dem Schuldirektor Dr. Josef Eppacher weichen musste. Dieser war als Kandidat des KVW, also der Arbeiterschicht, angetreten. Dr. Eppacher verwaltete die Gemeinde bis 1969. Auf ihn folgte der Kaufmann Rag. Josef Beikircher aus Sand, und im Juni 1980 dessen Vize Toni Innerhofer, Gastwirt in Sand. Unter diesen beiden erlebte die Gemeinde einen großen wirtschaftlichen Aufschwung.

1977 erwarb die Gemeinde den Ansitz "Zeilheim" und richtete dort das Rathaus ein. Dieses erhielt 2001 im Osten einen Zubau, in dem neben Amtsräumen auch die Bücherei "J. A. Jungmann" und ein Naturparkhaus Platz fanden. Zur Erinnerung an den Beginn des neuen Jahrtausend wurde der Platz vor dem Rathaus neu gestaltet und eine "Sand-Uhr“ aufgestellt.

Burg und Herrschaft Taufers

Taufers wird erstmals im Brixner Traditionsbuch 1050-1065 erwähnt. Ahornach und Rein scheinen ab 1225 in Urkunden auf, der Name Sand Maurizien 1296 und Sant erst 1410. Ein Zeichen der Bedeutungslosigkeit dieses Ortes im Mittelalter.

Anders die Burg Taufers. Deren wahrscheinliche Erbauer und gleichnamige Herren werden erstmals 1130 erwähnt und beherrschten das Tal als reichsunmittelbare Dynasten. Hugo war Burghauptmann von Wien und hatte als enger Berater Rudolfs von Habsburg den Plan für die Schlacht am Marchfeld 1278 ausgearbeitet, wo der Habsburger seinen Rivalen Ottokar von Böhmen besiegte. Doch wurde Hugo später ein Opfer von Hofintrigen und kehrte gebrochen nach Taufers zurück. 1293 musste er seine Herrschaft der Landeshoheit der Grafen von Tirol unterstellen und da seine einzige Tochter Agnes den schwäbischen Grafen von Kirchberg ehelichte, wurde Taufers 1315 an König Heinrich von Böhmen, Grafen von Tirol, verkauft. Damit kam es mit dem Land Tirol 1363 in den Besitz der Habsburger.

Diese belehnten damit die Herren von Arberg und später andere Adelsgeschlechter. Unter Kardinal Nikolaus Cusanus gingen Schloss und Gericht 1456 bis 1489 als Pfand an die Fürstbischöfe von Brixen. 1504 verkaufte Kaiser Maximilian die Herrschaft an die Fieger, die nach dem Bau von Neumelans am Südrand des Dorfes (1582), das Gericht dorthin verlegten. Auf die Fieger, die 1602 ausstarben, folgten verschiedene Besitzer, die meist gar nicht in Taufers wohnten.

Für die Verwaltung wurden eigene Pfleger beauftragt. Ab 1620 waren es die Zeiller, die im 17. Jahrhundert im Herzen des Dorfes den Ansitz "Zeilheim" erbauten (seit 1977 Rathaus).

Der letzte Spross der Zeiller, Johann Bapt. Paul,  starb 1815. Schon unter der bayerischen Regierung war das Patrimonialgericht aufgelöst worden und 1829 (1. XII.) wurde das Tauferer-Ahrntal bis Gais l. f. Landgericht Taufers. Ab 1849 hieß es Bezirksgericht und nach dem Ersten Weltkrieg Prätur Taufers. Am 01.10.1923 wurde Taufers der Prätur Bruneck eingegliedert, wodurch die über achthundertjährige Tauferer Gerichtsherrlichkeit zu Ende war.

Das Schloss, das im 19. Jahrhundert kaum noch bewohnt wurde, verfiel zur Ruine, wurde aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder instand gesetzt. 1953 kaufte es Abt Hieronymus Gassner (+1976), Generalprokurator der Österreichischen Benediktiner in Rom. Er sanierte das neuerdings gefährdete Gemäuer und ließ sogar den Turm wieder aufbauen, von dem nur noch ein Teil der Südseite erhalten geblieben war. Die bekannte österreichische Malerin Lydia  Roppolt (+1995) schmückte die Wand des Rittersaales mit dem "Totentanz". Seit 1977 ist das Schloss im Besitz des Südtiroler Burgeninstitutes und gilt als eine der interessantesten und besterhaltenen Burgen des Landes.

Wirtschaft

Das Dorf Sand stand immer im Schatten der Burg und hatte wirtschaftlich kaum Bedeutung. Viele Männer und Frauen mussten sich außerhalb des Tales ihr Brot verdienen, im Frühjahr als "Jäterinnen" und im Sommer als Schnitter auf den Kornäckern im Pustertal und Eisacktal bzw. jenseits der Zillertaler Berge bis hinaus nach Kufstein. Manche fuhren als "Grattler" Waren nach Bozen und zurück, bzw. als Träger über die Tauern bis nach Salzburg.

Der Name Sand deutet auf die wiederholten Überschwemmungen durch die Ahr hin, die vor allem in den Jahren 1878 und 1888 das ganze Dorf und große Teile des Tauferer Bodens mit Geröll und Schlamm bedeckten.

Auch der Reinbach und der Walburger Bach überfluteten wiederholt die Felder, so dass der südliche Teil des Tauferer Bodens leicht versumpft war. Die 1890 gegründete Genossenschaft zu seiner Entsumpfung bemühte sich um die Trockenlegung der Felder von den Auen in Winkel bis nach Mühlen hinunter.

Die Sandner waren zum Großteil Kleinbauern. Das mag mit dazu beigetragen, dass man in Sand früher als in den anderen Dörfern auf den Fremdenverkehr umstieg. Durch die Eröffnung der Pustertaler Bahn 1872 rückte das Tauferer Tal näher an die weite Welt heran. Einige unternehmungsfreudige Männer erkannten die Chance des Alpinismus und des Fremdenverkehrs und schufen die notwendigen Infrastrukturen.
1873 erfolgte die Gründung der Sektion Sand des DÖAV (Deutsch-Österreichischen-Alpen-Vereins) als 8. Sektion in Tirol und 1902 des Bergführervereins. Die Berge wurden durch Touristenwege und Schutzhütten erschlossen.

Der Kellerbauerweg zwischen der Sonnklarhütte am Speikboden (später abgebrannt) und der Edelrauthütte in Weißenbach wird heute noch viel begangen. 1877 öffnete die Rieserfernerhütte in Rein ihre Tore und 1893 die Schwarzensteinhütte, die auf 2922 m Höhe als höchstgelegene Schutzhütte in Südtirol gilt. Der Alpinismus bot Arbeit für Träger und Bergführer. Einer der bekanntesten Bergsteiger der Ostalpen war der Sandner Johann Niederwieser, vulgo Stabiler Hansl, der es zu 25 Erstbesteigungen in den Dolomiten brachte, aber 1902 tödlich abstürzte. Einer der Vajoletttürme, den er als erster bezwang,  trägt seinen Namen und die Alpenvereinssektion Sand in Taufers, die 1948 neu gegründet wurde, hat ihm in der Dorfmitte ein Denkmal gesetzt.

1885 wurde der Verschönerungsverein Sand gegründet, neugebaute Gasthöfe und erneuerte Privathäuser gaben dem Dorfkern ein einladendes Aussehen und der Fremdenverkehr blühte auf. Die 150 Fremdenbetten im Jahre 1900 waren von Gästen aus der ganzen Donaumonarchie und den angrenzenden Ländern belegt. Sogar der Hochadel interessierte sich für den jungen Kurort. König Friedrich August von Sachsen logierte 1914 mit seinem Hofstaat  im Hotel Schrottwinkel und der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand trug sich mit dem Gedanken, das Schloss als Sommersitz zu erwerben. Doch brach er die eingeleiteten Verhandlungen infolge einer Ungeschicklichkeit des Besitzers abrupt ab.

Mit dem Aufblühen des Kurortes kamen auch die Errungenschaften der neuen Technik ins Tal. Zum 25. Gründungsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr erhielt Sand 1908 eine Hochdruckwasserleitung.

Einige Bürger bauten das heute noch bestehende Elektrowerk am Tobl, das am 1. Februar 1909 seinen Betrieb aufnahm. Elektrischer Strom aber war schon vorher nach Sand geleitet worden: über die Bahn. Um Sand an die Pustertaler Eisenbahn anzubinden, gegründeten Dr. Hans Leiter und Josef Webhofer aus Bruneck, Josef Beikircher aus Mühlen und Josef Jungmann aus Sand eine Bahngesellschaft, wobei auch andere Anteile zeichneten. Am 6. Juli 1907 wurde der Bauvertrag mit Dr. Ing. Josef Riehl unterzeichnet und schon am 20. Juni 1908 ging das "Tauferer Bahndl" mit normaler Schienenbreite in Betrieb.

Nach dem Ersten Weltkrieg hat es die italienische Staatsbahn übernommen. Um 1930 plante man einen Durchstich durch den Schwarzenstein, um die Bahn ins Zillertal bis nach Brixlegg weiterzuführen. Doch kam es anders. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges beschossen feindliche Tiefflieger das Bahndl.

Im Zuge der Stillegung unrentabler Strecken wurde im Februar 1957 auch das "Tauferer Bahndl" aufgelassen. Es war inzwischen alt geworden und brauchte bis zu 50 Minuten von Bruneck nach Sand, wobei man ihm deutlich ansah, wie schwer es die letzte Steigung vor Sand hinaufkroch, wenn mehrere Waggons mit Waren angehängt waren.  Damals wurde das Autounternehmen Oberhollenzer gegründet, das fortan den öffentlichen Verkehr durchs Tal wahrnimmt.

In Mühlen gab es im 19. Jahrhundert einige gutgehende Kleinbetriebe: eine Glockengießerei, Feuerwehrspritzen und eine Lodenfabrik.

Doch die Gemeindeverwaltung förderte lieber den Fremdenverkehr, weil sie eine sozialistische Unterwanderung fürchtete. So übersiedelt die Lodenfabrik mit der Zeit nach Bruneck, wo sie heute als Mössmerfabrik besteht. Die beiden anderen Betriebe gingen nach dem Ersten Weltkrieg ein.

Der Weltkrieg mit dem folgenden Anschluss an Italien brachte der Wirtschaft des Tales einen schweren Rückschlag. Der Fremdverkehr musste sich auf italienische Gäste umstellen, die nur wenige Wochen im Sommer kamen. Gegenüber den Italianisierungstendenzen der Faschisten wehrten sich die Tauferer durch passiven Widerstand und bei der Option 1939 entschied sich die große Mehrheit für die Auswanderung "ins Reich". Es gab aber kaum größere Spannungen mit den "Dableibern". Weggezogen sind dann auch nur Einzelpersonen und besitzlose Familien.

Mühevoll war der wirtschaftliche Aufbau nach dem Krieg, auch behindert durch die politischen Spannungen. Viele jungen Leute mussten außerhalb des Tales auf Arbeit gehen. Dazu kamen die Sprengstoffanschläge, verübt als Protest gegen die Diskriminierung der Südtiroler, wobei vor allem das Elektrowerk in Mühlen aufs Korn genommen wurde. Dieses Werk war gegen den Willen der Bevölkerung von der Firma INDEL gebaut worden, die den Bauern die enteigneten Gründe schlecht ablöste. Als September 1964 in Mühlwald ein Carabinieri erschossen wurde, gab es Repressionen durch das italienische Heer, die fast nur Unschuldige trafen. Einigen der verdächtigten "Tauferer Buben" gelang die Flucht ins angrenzende Österreich, andere wurden verurteilt und kamen erst 1971 dank eines Gnadenerlasses des Staatspräsidenten wieder frei. Inzwischen aber begann das sogenannte Paket der erweiterten Autonomie zu greifen, was sich auf die Wirtschaft des Tales sehr positiv auswirkte.

Arbeit und Wohlstand

Unter Bürgermeister Eppacher wurde die Ahornacher Straße nach einem halben Jahrhundert Tauziehen endlich gebaut. Das damals errichtete Schwimmbad in Winkl erfuhr im Jahr 2000 eine Umgestaltung zu einem Naturbadeteich, dem ersten dieser Art in Südtirol. Als erster Gemeinde im Pustertal gelang in Sand die Flurbereinigung am Tauferer Boden (1965).

Doch spürbaren wirtschaftlichen Aufschwung brachte die Eröffnung der Wintersportanlagen auf dem Speikboden 1973. Die Bevölkerung stellte sich rasch auf die Ansprüche der Sportler im Winter ein, so dass die Nächtigungen sprunghaft zunahmen.

Mit dem Aufblühen des Fremdenverkehrs  kam auch das Handwerk in Schwung, das im Tale seit jeher gepflegt wurde.

Doch am meisten Arbeitsplätze bieten in Taufers die Industriebetriebe. Bereits 1962 hat die Gemeindeverwaltung südlich von Mühlen eine Industriezone ausgewiesen und 1969 eine zweite in Winkl. Neben einzelnen auswärtigen Firmen haben zahlreiche Ortsansässige ihre Betriebe dort angesiedelt und ausgebaut, vor allem im Bereich des Baugewerbes. Einige von ihnen zählen heute zu den größten im Lande. Jahrhundertelang mussten Männer und Frauen Taufers verlassen, um sich anderswo ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Heute ist der Mangel an Arbeitskräften das größte Problem vieler Betriebe, das nur durch Leute aus Osteuropa und aus der Dritten Welt gemildert werden kann.

Am 8.7.1973 wurde der Grenzübergang am Klammljoch im Sommer offiziell eröffnet. Die in den siebziger und achtziger Jahren geknüpften Kontakte zum Zillertal und Defereggen sind nach der erste Begeisterung und mehreren Treffen wieder eingeschlafen. Infolge der neuen Arbeitsmöglichkeiten und des aufblühenden Wohlstandes erlebte Sand eine starke Zuwanderung, vor allem aus dem Ahrntal. Neue Wohnviertel entstanden mit neuen Beherbergungsbetrieben, Geschäften und Freizeitanlagen. Auch die alten Häuser wurden zum Großteil um- bzw. neugebaut, so dass Sand nach der ersten "Häutung" um 1900 vor der Jahrtausendwende eine zweite, noch radikalere erfahren hat. Diesmal zogen aber die anderen Dörfer der Gemeinde in der Neugestaltung nach, so dass das ganze Gemeindegebiet eine der Zeit entsprechende Wohn- und Lebenskultur anzubieten hat, in der sich Einheimische wie Gäste wohlfühlen können.

Kultur und Religion

Im Schloss Taufers gab es schon im Mittelalter eine Schule. In Rein wurde um 1685 eine solche eröffnet und in Ahornach 1747. Im Mesnerhaus bei der Pfarrkirche in Taufers gab es zwei Schulklassen, die Unter- und die Oberstufe.

Dekan von Winkelhofen erbaute 1824 daneben ein eigenes Schulhaus, das heutige Johanneshaus, und richtete sogar eine Pfarrbücherei ein. Die Mädchen wurden nach der Gründung des Alters- und Schwesternheimes ab 1847 dort von den Barmherzigen Schwestern unterrichtet. Diese eröffneten auch eine Stick- und Nähschule. Ein Neubau der Volksschule 1912 daneben bot Platz für alle Kinder und beherbergt heute noch die Grundschule. Der kubische Bau südlich davon wurde 1976 für die Mittelschule gebaut und später zur Unterbringung einer dreijährigen Handelsschule sowie der Lehranstalt für Wirtschaft und Tourismus erweitert. Seit 1980 gibt es in Taufers auch eine Musikschule, die viel Zuspruch findet.

Musik wurde in Taufers seit jeher gepflegt. 1821 erfolgte die Gründung der Musikkapelle Sand, 1953 jener von Mühlen und 1981 die der Jägerkapelle in Ahornach.

Schule und kulturelles Leben wurde in Taufers jahrhundertelang durch die Kirche gefördert. Die Pfarrer waren bis ins 19. Jahrhundert für den Schulbetrieb verantwortlich. Neben dem Schloss waren die Kirchen die bedeutendsten Kunstdenkmäler im Tal. Die romanische Schlosskapelle birgt Fresken aus der Pacher Schule und ein romanisches Kreuz. Einmalig das Ensemble in der Pfarre Taufers. Die gotische Pfarrkirche, Anfang des 16. Jahrhunderts von Valentin Winkler aus Pfalzen erbaut, besticht durch die Harmonie des Raumes und die Eleganz des Netzgewölbes. Die romanisch-gotische Kreuzträgergruppe und der altgotische Flügelaltar (aus Walburg) in der Arbergkapelle, die Rosenkranzmadonna und der neugotische Hochaltar sind die hervorragendsten Kunstwerke im Raum. Ein Unikum ist die große Glocke im Turm. Sie wurde von Sebastian Feichter  aus  Mühlen 1794 gegossen und wiegt 2660 Kg. Da die Glockenspeise für die Krone nicht mehr reichte, durchbohrte Feichter ihren Scheitel, um sie direkt am Glockenstuhl zu befestigen. Trotzdem erklingt sie in einem reinen tiefen Des. An der Südseite der Pfarrkirche steht die zweistöckige Michaelskapelle aus dem Hochmittelalter und der Kornkasten aus dem 16. Jahrhundert. Letzterer birgt heute als Pfarrmuseum zahlreiche wertvolle Kunstwerke, die von den Außenkirchen und Kapellen sicher gestellt wurden.

Ein interessanter zweischiffiger Bau ist die Kirche in Mühlen. In der Nikolauskirche in Kematen wurden vor einigen Jahren spätgotische Fresken freigelegt. Die Kirche in Ahornach stammt auch von Valentin Winkler (1512). Sie wurde 1997 mustergültig verlängert. Ein Schmuckkästchen ist das neugotische Kirchlein in Rein (1911) mit der Innenausstattung von Maler und Altarbauer Josef Bachlechner. Von den zahlreichen Besinnungswegen, die in letzter Zeit entstanden sind, ist der Franziskusweg längs der Wasserfälle in Winkl hinauf zur wieder aufgebauten Burgkapelle am Kofel einer der ersten und mit Abstand der schönste. Der Initiator dieser Wege, Leo Munter, hat in seiner kurzen Amtszeit als Dekan und Pfarrer von Taufers (1978 - 1989) auch eine Reihe anderer seelsorglicher Neuerungen durchgeführt, die Vorbild auch für andere Pfarreien im Lande wurden, darunter auch die Jugenddienste, eine neue Form der Jugendarbeit. Unter ihm neugebaute Altersheim ergänzte sein Nachfolger, Albert Ebner, durch eine Station für Langzeitkranke. Ab September 2002 ist der ehemalige Brasilienmissionar Sepp Wieser Pfarrer und Dekan von Taufers.

Erste bekannte Seelsorger in Taufers sind um 1240 ein gewisser Richolf und Heinrich. Die Pfarre muss gut dotiert gewesen sein, da mehrere Brixner Domherrn als Pfarrer aufscheinen und 1347 gar der Schreiber Kaiser Ludwigs und Propst von Goslar, Rudolf von Sulgen. Die Genannten ließen sich durch Pfarrvikare vertreten. 1369 wird Taufers Kapitelpfarre von Brixen, wodurch dem Dom die Einkünfte der Pfarrpfründe zukamen. Im 16. Jahrhundert gab es in der Pfarre Taufers zahlreiche Anhänger der Wiedertäufer und später des Luthertums. Viele wanderten aus, andere kehrten infolge einer besseren religiösen Betreuung zum alten Glauben zurück, so dass um 1600 Taufers wieder ausschließlich katholisch war. Eifrige Seelsorger, besonders der unermüdliche Johannes von Zephyris (1728-1755) führten zu einer religiösen Erneuerung in der Pfarrgemeinde, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts anhielt und auch viele geistliche Berufe hervorbrachte, u. a. den Apostolischen Administrator der Diözese Brixen und Dompropst Josef Mutschlechner, (+1938), dessen Neffe Weihbischof Heinrich Forer (+ 1997) und der weltbekannte Katechetik- und Liturgieprofessor in Innsbruck Josef Andreas Jungmann SJ (+1975).